Ich bin Zuhause, picknicke mit meinen Eltern auf einer Wiese. Es ist ruhig, friedlich, so wie immer hier. Jeder von uns hängt seinen Gedanken nach, wir wechseln kein Wort miteinander.
Dann fliegt ein Schmetterling an uns vorbei. Mein Blick heftet sich an ihn und wandert automatisch zu meinem Vater.
Auch er hat ihn gesehen und ich weiß, was nun darauf folgt …
„Ela, weißt du noch, der Schmetterling und du damals?“
Ich stöhne auf.
Damals war ich ein Kleinkind, ich kann mich nicht wirklich an diese Zeit erinnern. Dafür kenne ich die kleine Geschichte, die er nun erzählen wird. Sie wird jedes Mal in solchen Momenten herausgekramt und erzählt, als wäre sie das Lustigste überhaupt. Es ist eine von den vielen Familiengeschichten, die niemals alt oder langweilig zu werden scheinen.
Doch jetzt im Moment, wo wir alle wissen, was kommt, wo alle die Augen verdrehen, fängt mein Vater an zu lachen. Er ist so ein Mensch, der ein Lachen hat, bei dem man automatisch mitlachen muss. Ein Lachen, dem man nicht böse sein kann. Egal wie sauer man auf ihn ist, egal wie sehr die Situation nervt – sein Lachen entwaffnet, dann sein schelmischer Blick dazu und man muss schmunzeln.
„Damals hast du deine Pferdestatue zerbrochen und bitterlich geweint. Im Nu hab ich sie dir geklebt und alles war wieder gut. Einen Tag später kamst du zu mir mit einem toten Schmetterling in der Hand und sagtest: ,Papa, mach heile.‘ Mit deinen großen Augen sahst du mich an, strecktest mir den Schmetterling mit seinen zerbrochenen Flügeln entgegen.“
Er lacht wieder. Genau wie damals. Lacht über die Erinnerung und meine Naivität. Weil ich damals dieses kleine Kind war, dass noch nicht verstand, was der Tod bedeutet. Das damals die Welt noch einfach sah, wo man einen toten Schmetterling nur die Flügel hätte ankleben brauchen, damit er wieder flog, lebte.
Ich lächle mit ihm, weil ich nicht anders kann. Auch wenn mich dieses Lachen verfolgt.
Ich lächle, weil nichts anderes etwas bringt.
Ich habe lange gekämpft für diese Erkenntnis.