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Messeerfahrungen – lohnen sich Buchmesse für Selfpublisher:innen?

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Beim #selfpublisher_saturday vom Selfpublisher-Verband geht es heute um: Messeerfahrungen, lohnen sich Buchmessen für Selfpublisher:innen?
Mein 1. Impuls war es mit „Ja“ zu antworten. Denn ich finde solche Events großartig. Sie machen enorm viel Spaß, du triffst zig Gleichgesinnte, zum Netzwerken & Kontakte aufbauen sind Buchmesse ideal geeignet. Aber natürlich sind die Erlebnisse auf einer Messe super typabhängig & die Menschenmassen können mitunter wirklich anstrengend sein.
Daher solltest du dir vorab vielleicht erst die Frage stellen: Was bedeutet „lohnenswert“ für dich überhaupt? Willst du einen eigenen Stand und mit Plus wieder nach Hause fahren? Willst du dein Buch bekannter machen? Oder nur in den Austausch mit Bloggern oder anderen Autor:innen kommen? Hast du Fragen zur Buchwelt, die du gern beantwortet haben möchtest, ohne zig Geld für Kurse auszugeben?
Je nachdem, wie die Zielsetzung aussieht, werden die Antworten zum Thema „lohnenswert“ von allen Autor:innen mit Sicherheit sehr unterschiedlich ausfallen.
Daher habe ich es einfach mal aufgeteilt, um die Frage aus verschiedenen Gesichtspunkten zu beantworten:

  1. Buchmesse als Werbung – Ich will mich und meine Bücher bekannter machen
  2. Socialmedia ausbauen – Neue Follower & mehr Reichweite mit der Buchmesse generieren
  3. Dich mit anderen Autor:innen austauschen
  4. Einblick in die Buchwelt & bestehende Fragen beantworten
  5. Eine schöne Zeit haben
  6. Finanzieller Gewinn mit einem eigenen Stand

Buchmesse als Werbung – Ich will mich und meine Bücher bekannter machen

Ob mit einem eigenen Stand oder als Besucher – eine Buchmesse als Werbung zu verbuchen, ist eigentlich am sinnigsten. Allerdings muss man für ein gutes Ergebnis, sich ein bisschen was trauen! Andere Leute ansprechen & eigenen Merch wie Postkarten, Lesezeichen etc. verteilen, ist dabei die Hürde. Wenn euch das schwerfällt, bereitet etwas vor & werbt vorab auf euren SoMe-Accounts damit! Z.B. eine Goodie-Aktion oder schafft einen Wiedererkennungswert, damit die Leute euch ansprechen. Dies kann ein Kostüm sein (gerade auf der LBM fallt Ihr damit auch nicht auf – siehe Comiccon) oder druckt euer Cover auf eure Tasche/ T-Shirt – das kann man super selbst machen.

Socialmedia ausbauen – Neue Follower & mehr Reichweite mit der Buchmesse generieren

Ähnlich wie eben: Leute ansprechen ist hilfreich! Wenn ihr einen eigenen Stand habt, verteilt Goodies, macht bei Aktionen mit wie z.B. bei der Buchberlin der Messereisepass von Buchurlaub. Oder kommt anderweitig mit den Besuchern ins Gespräch – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bittet um Fotos mit Bloggern oder anderen Autoren – einfach gesagt: Sammelt Content, um diesen später zu posten, die Leute zu verlinken und so euer Netzwerk auszubauen.

Als Besucher gilt dies ebenso und Vorbereitung ist alles! Macht Termine mit anderen Besuchern, sucht vorab die Autoren mit Standnummern raus, die ihr sehen wollt, macht euch einen Zeitplan für Lesungen oder Vorträge.
Gerade wenn ihr anfangs noch etwas planlos seid (es ist eure erste Messe), ist das vorabschauen, wer auf der Messe ist super hilfreich, weil man vor Ort den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Sucht nach dem passenden # (#Buchberlin2023; #FBM2023) bzw. sucht vorab auf der Messeseite nach den Ausstellern. Überlegt wen oder was ihr sehen wollt. Nehmt euch grob 2-3 Termine pro Tag vor bzw. macht welche mit anderen Autoren oder Bloggern, aber stresst euch nicht! Messen können schnell überfordern. Also ein grober Plan mit viel Spielraum ist m.E. der beste Weg, um Kontakte zu knüpfen, einen schönen Tag zu haben und später per Socialmedia eure Reichweite auszubauen, indem ihr die jeweiligen Leute verlinkt.
Allgemein kann ich vorherige Foto- und Video-Pläne nur empfehlen z.B. von der Anfahrt, Außenaufnahmen, Innenaufnahmen etc, weil man das super schnell auf der Messe vergisst. Und habt bitte keine Angst, Leute wegen Fotos zu fragen. Gerade die ausstellenden Autor:innen haben oft keine Zeit, um selbst an Fotos zu denken und sind daher super froh, wenn ihr das Thema ansprecht und sie dann verlinkt.

Einblick in die Buchwelt & bestehende Fragen beantworten

Gerade Messen wie die LBM oder FBM haben Vorträge zu bieten, die sich gerade als Neueinsteiger in der Buchwelt lohnen (so was ist oft sonst sehr teuer).
Diese solltet ihr auf jeden Fall mitnehmen z.B. Vorträge über Exposés, Covergestaltung, Marketing, übers Schreiben etc.. Schaut z.B. bei epubli, BoD, KDP oder den Lesebühnen – auch dort gibt es oft Vorträge.
Geht ins Gespräch mit Anbietern, Verlage oder anderen Autor:innen, wenn es die Zeit hergibt, und holt euch Input.
Haltet ggf. nach Messerabatt Ausschau oder spezifische Aktionen. Papyrus bietet manchmal Besucherrabatt für ihr Schreibprogramm an und auch andere tolle Aktionen sind zu entdecken.

Eine schöne Zeit haben

Achte auf deine Gesundheit – auch die mentale Gesundheit. Mach dir dazu unbedingt vorher Gedanken – sprich: Bürde dir nicht zu viel auf und buche z.B. nicht alle Messetage, wenn du denkst, bereits einer kann dich schon überfordern – fang ruhig erst einmal klein an! Als erste Messe sich die FBM auszusuchen, halte ich zum Beispiel für wenig sinnvoll, weil sie die vollste und daher auch die stressigste ist, wie aktuelle Tiktokvideos von Besucher:innen wieder zeigen.
Nimm dir ggf. einen Menschen mit, der dich erden und beim Overload aus der Menge bringen kann, oder übe vorher Methoden, die dich zur Ruhe bringen (Bspweise: Gefühle ankern). Auch Kreislaufprobleme, Dehydration, Panik aufgrund von Menschenmassen sind nicht manchmal nicht zu unterschätzen. Ich will euch jetzt keine Angst machen, aber letztes Jahr auf der FBM war ich die meiste Zeit nur draußen in der Sonne, weil ich die Hallen nicht ausgehalten habe (und ich war nur einen Tag dort).
Lesungen sollte man sich während der Messe nicht entgehen lassen. Sie sind gut, um etwas Pause zu haben und oft ein schöner Zeitvertreib.
Packt Proviant/ Snacks, viel Trinken, Bonbons, Traubenzucker, Blasenpflaster und Aspirin ein. Essen auf der Messe ist meist sehr teuer und die Schlangen können echt lang. Sich selbst zu versorgen, sollte man auf jeden Fall einplanen.
Als Outfits würde ich immer einen Zwiebellook empfehlen. Oft heizen sich Messen richtig doll auf, daher sind T-Shirts oder Tops immer eine gute Idee, doch gibt es auch schöne Außenbereiche (LBM, FBM) als Rückzugsort – wo auch wieder die Jacke sinnvoll wird.

Einen eigenen Stand

Überlegt euch gut, ob ihr einen eigenen Stand stemmen könnt, nicht nur finanziell, sondern auch die Tage über den Standdienst meistern. Denn Standdienst allein würde ich auch nie empfehlen. Zumindest eine Privatperson solltet ihr auf alle Fälle mitnehmen.
Mein Tipp: Startet mit kleinen Messen oder Kooperationen/ Autorengemeinschaften.
Bei der FBM ist Fakriro eine Möglichkeit.
Wenn ihr über BoD veröffentlicht, gibt es buchbare Messepakete.
Sucht euch Standpartner oder andere Autoren über eine Instasuche oder über Verbände/ Vereine.
Kleinere Messen sind z.B. die Bucon, die Buchpassion (verschiedene Standorte), Buch Wien und diverse andere. Gerade kleine, für euch günstig gelegene Messen lohnen sich, da Anfahrts- und Hotelkosten dann wegfallen. Diese nämlich zusätzlich wieder reinzubekommen, ist natürlich noch schwieriger.
Auch Künstler-/ Kunsthandwerkermärkte kann man für sich erst einmal ausprobieren. Der Vorteil bei diesen ist oft, dass die Standgebühren gering sind, man mit anderen Autor*innen nicht unbedingt in Konkurrenz tritt und man einfach etwas üben kann z.B. Standaufbau, Anpreisung der eigenen Ware und Organisation.
Denn nicht nur der Stand kann anstrengend sein, sondern auch die Vor- und Nachbereitung/ Organisation des Events.

Weiterhin bietet zum Beispiel der Selfpublisherverband die Möglichkeit, das eigene Buch auf der Messe z.B. FBM & LBM auszustellen. Dafür müsst ihr ein Exemplar und Goodies nur vorab an eine Sammeladresse schicken. Dies ist vor allem als Werbung zu betrachten. Und natürlich ist es ein geiles Gefühl, auf einer riesigen Messe sein eigenes Buch im eigenen Regal stehen zu sehen.

Aber nun Budder bei die Fische: Lohnt sich ein eigener Stand unter dem finanziellen Gesichtspunkt?

Allein die Standgebühren sind gerade bei den großen Messen fast nicht zu stemmen bzw. bleiben wir realistisch: Es wird wahrscheinlich ein Minusgeschäft.
Eine der lukrativsten Buchmessen ist wahrscheinlich die Buchberlin. Sie ist kleiner als die LBM oder FBM und die Stände sind auch für einen allein bezahlbar. Mein Autorenstand dieses Jahr (75x75cm) hat mich mit Frühbucherrabatt 152,32€ gekostet. Dazu noch einen weiteren Ausstellerausweis, weil meine Mutti mich beim Stand unterstützt hat: 11,90 €.
Wie ich oben schon erwähnt habe: Macht auch mit einem eigenen Stand, bei gemeinsamen Aktionen während der Messe mit. So etwas ist einfach super, um die Leute zu euch zu locken.

Ich glaube, alle Kosten reinzubekommen (Standgebühr, Unterkunft, Anfahrt, Verpflegung) schaffen die wenigsten Autor*innen, wenn überhaupt jemand.
Ich biete neben den Büchern immer noch Kleinigkeiten zu meinen Geschichten & zum Thema Fantastik an, so gab es auf der Buchberlin: Hexenkessel, Hexenkatzen u.v.m. (übrigens: erkundigt euch vor dem Messeauftritt, wie ihr euch beim Finanzamt anmeldet). Tatsächlich haben die Merchartikel dieses Jahr auf der Buchberlin das doppelte der Standgebühr wieder eingebracht, wohingegen Bücher eher spärlich liefen. Ich glaube, das lag vor allem daran, dass der Stand mit den ganzen kleinen Produkten so überladen wirkte, dass der Fokus bei den Besuchern halt nicht auf meinen Büchern lag. Tja, man lernt dazu. Trotzdem hat es sich rein finanziell gelohnt. Ich habe neue Interessenten durch die Messe auf mich aufmerksam gemacht (ich musste keine Goodies wieder mit nach Hause nehmen), die anschließende Ebookaktion, die ich gestartet habe, lief viel besser als sonst und seit der Messe sind allein bei Instagram 40 neue Follower dazugekommen. (Mag für manche nicht viel sein, ich hab mich trotzdem darüber gefreut)
Doch auch wenn sich die Bücher mal nicht verkaufen, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Jede Messe läuft anders. Was einmal nicht gut geht, geht das nächste Mal vielleicht durch die Decke. Man kann Messen nicht pauschal bewerten.
Und man muss es auch realistisch betrachten: Auch wenn die Buchberlin im Vergleich zu LBM/ FBM; recht klein ist, ist das Angebot dennoch sehr vielfältig. Ihr buhlt mit eurem Stand wie hundert andere um die Aufmerksamkeit jedes einzelnen. Für viele Besucher ist es sehr überfordernd und es kann nicht alles richtig wahrgenommen werden. Oft ist auch die Standposition entscheidend, sodass es manchmal einfach blöd läuft.
Allgemein glaube ich, man sollte eine Messe vor allem als Werbung und Erfahrung verbuchen. Denn der Austausch mit Leseinteressierten und andere Autor:innen machen für mich eine Messe immer zu etwas besonderem und lohnenswerten. Zudem ist ja auch erlerntes Wissen lohnenswert z.B. Was kann ich besser machen 😀

Wie seht ihr das? Was sind eure Erfahrungen mit Buchmessen?